
Was ist Gürtelrose, was ein Herpes Zoster? Ist Herpes gleich Zoster? Wie behandeln wir die Gürtelrose in München? Was kann man gegen Schmerzen der Zoster - Neuralgie tun? Was ist wichtig zur Zoster - Impfung?
von Dr. med. Harald Bresser, Hautarzt, München
Die Gürtelrose ist eine Viruserkrankung, die medizinisch "Zoster" oder "Herpes Zoster" heißt. Der Name "Gürtelrose" entstand im Volksmund, weil die Krankheit oft im Gürtelbereich zu einer "Wundrose" führt. Die Gürtelrose entsteht durch kleinste Krankheitserreger, sogenannte Varizella-Zoster-Viren (VZV). Diese Viren sind Ihnen als Auslöser der Windpocken (einer Kinderkrankheit) sicherlich bekannt. Die weltweit verbreiteten, sehr ansteckenden Windpocken-Viren zählen zu den Herpes-Viren. Herpes - Zoster Viren ähneln biologisch also den "normalen" Lippenherpes -Viren. Windpocken haben nichts mit den echten, gefährlichen Pocken zu tun. Wer als Kind unter Windpocken litt, trägt diese Viren jahrzehntelang unauffällig in Nervenknoten an der Wirbelsäule mit sich. Mit zunehmendem Lebensalter (vor allem bei über 60 jährigen) steigt daß Risiko, daß die Krankheitserreger wieder aktiv werden. Sie vermehren sich oft unter Streß, als Begleitreaktion bei einer anderen Erkrankung, einer Operation oder nach einem schweren Schicksalsschlag in der Familie - und so bricht die Gürtelrose aus. Meist beginnt die Krankheit mit Schmerzen, Gefühlsstörungen, oder Juckreiz ohne Hautveränderungen. Sie wird dann oft mit einem "Heckenschuss" verwechselt. Erst nach einigen Tagen bemerkt man gruppierte oder streifenförmige Rötungen, dann Bläschen. Diese platzen und verkrusten nach etwa einer Woche. Bis dahin ist die Haut bei Berührung hochansteckend.
Der Name "Gürtelrose" entstand im Volksmund, weil man oft einseitige, gürtelförmig angeordnete Rötungen und Hautbläschen sieht. Ursache dafür? Zosterviren wandern von der Wirbelsäule aus entlang der Rippen und Nerven strangförmig nach vorne. Der Nerv entzündet sich dabei und es entstehen so die gefürchteten Schmerzen der Gürtelrose. Es können aber auch Nerven und entsprechend die Haut am Kopf, im Gesicht, an Armen oder Beinen befallen sein. Dieser Befall im Gesicht ist besonders gefährlich, da die Funktion von Augen, Ohr oder Nase gefährdet sind und Gesichtslähmungen resultieren können.
Blutuntersuchungen zeigen, daß ca. 90% aller Menschen einmal an Windpocken erkrankt waren oder gegen Windpocken geimpft sind. Sie alle können auch an Zoster erkranken. Man schätzt, dass ca. 20-25% aller ehemals Windpockenkranken einmal an Zoster erkranken werden. Eine Neuansteckung mit Zoster-Viren im Erwachsenenalter ist eher selten. Noch seltener ist es, dass Kinder zuerst an Zoster erkranken, ohne vorher Windpocken gehabt zu haben. Gürtelrose ist also fast immer eine Spätfolge der Windpockeninfektion der Kindheit. Windpocken verlaufen häufig sehr mild und werden nicht bemerkt. Im allgemeinen erkrankt jeder nur einmal an Windpocken und ist dann immun. Solange die Hautbläschen bestehen, ist der Kranke mit Zoster ansteckend bei direkter Berührung - diese Ansteckungsgefahr besteht allerdings nur bis zum Verkrusten der Gürtelrose-Bläschen, weil sich die Krankheitserreger - im Gegensatz zu den Windpocken - nicht im ganzen Körper über das Blut verbreiten. Windpocken dagegen sind solange höchst ansteckend, bis die Krusten abgefallen sind. Eine reelle Ansteckungsgefahr besteht bei Gürtelrose also nur für kleine Kinder und schwerkranke Erwachsene bei direktem Körperkontakt. Insgesamt sind nur etwa 3% der Zosterkranken unter 10 Jahre alt, aber mehr als 60% über 50 Jahre alt. Bisher erkranken jährlich ca. 400000 Menschen in Deutschland an Gürtelrose; da keine Meldepflicht besteht, ist die genaue Zahl unbekannt. Man kann davon ausgehen, dass jeder Dritte im Lauf seines (älteren) Lebens an Gürtelrose erkranken wird, solange die neue Impfung noch nicht flächendeckend verbreitet ist.
Zur Vorbeugung der Gürtelrose gilt: körperlich und seelisch gesund zu bleiben, damit das Immunsystem die Windpockenviren im Körper "in Schach" halten kann und einen Ausbruch verhindert. Die Windpockenimpfung wirkt nicht vorbeugend. Auch wenn man als Kind keine Windpockeninfektion hatte, kann man sich als Erwachsener noch anstecken. Seit 2018 ist ein neuer Impfstoff gegen Gürtelrose zugelassen, der sicher und wirksam vorbeugt.
Der beste Schutz gegen Gürtelrose ist die Impfung mit dem neuen Totimpfstoff. Er enhält keine lebenden Viren, sondern Eiweiss-Antigen (übrigens ein Impfstoff ohne Aluminiumzusatz). Seit 2018 ist dieser gut verträgliche Impfstoff unter dem Namen "Shingrix" zugelassen. Dieser Impfstoff ohne lebende Viren ist wesentlich besser verträglich und effektiver als der alte Lebendimpfstoff. Die Impfung ist offiziell empfohlen für alle Menschen über 60, ab 50 beim Vorliegen von Risikofaktoren (Immunleiden, Autoimmunerkrankungen, Lungen- oder Herzkrankheiten, Diabetes...) Die Impfung erfolgt zweimal im Abstand von 2-6 Monaten. Ziel der Impfung ist die Vorbeugung von Gürtelrose und Gürtelroseneuralgie. Vor der Zulassung wurde er an über 30000 Menschen über ca 4 Jahre getestet. Bei den unter 70jährigen konnten damit ca 97 % aller Gürtelrosefälle verhütet werden. Die sogenannte Inzidenz konnte von 9/1000 auf 0,3 Fälle pro 1000 Personen vermindert werden. Auch die Häufigkeit von chronischen Schmerzen konnte entsprechend vermindert werden. Unbekannt ist bisher, ob die Impfung länger als 5 Jahre anhält und ob eine Nachimpfung dann sinnvoll ist.
Bei einem leichten Befall spürt man anfangs nur Ziehen und Jucken und bemerkt erst nach einigen Tagen eine Rötung und wasserklare Bläschen an der Haut. Sie trocknen ein und heilen innerhalb von 2-3 Wochen komplett ab. Leichte Narben und Gefühlsstörungen können zurückbleiben. Manchmal hat man auch grippeartige Beschwerden und leichtes Fieber. Schwerer Befall kündigt sich oft mit stärksten Schmerzen (dumpf oder wie Messerstiche) an. Wenige Tage später können große Hautareale (z.B das halbe Gesicht) rot und voller Bläschen sein. Diese Blasen können sehr tief reichen und zu schwarzen Krusten zerfallen. Wichtig ist es, mit der Behandlung möglichst bald zu beginnen, um die Viren vor ihrer Verbreitung an den Nerven zu stoppen und keine Nervenentzündung entstehen zu lassen. Leider verzögert sich die Behandlung oft, da die Diagnose anfangs manchmal auch von Ärzten verkannt wird.
Im allgemeinen ist Zoster nicht gefährlich. Nur in Ausnahmen (z.B. Immunschwäche) kann ein schwerer Krankheitsverlauf entstehen und auch das Auge, Hirnnerven und innere Organe betreffen. Besondere Vorsicht ist bei Befall der Nase, der Ohren oder Augen geboten. Dabei handelt es sich um einen Notfall, der oft in der Klinik mit Infusionen behandelt werden muss, um dauerhafte Schäden dieser Organe zu verhüten. Überhaupt sollte jede Gürtelrose im Kopfbereich intensiv innerlich behandelt werden. Bei sehr ausgedehnten, schweren Zosterfällen sollte der Arzt nach Immunschäden, unentdeckten Entzündungsherden und sogar einem unerkannten Krebsleiden suchen, da all dies die Gürtelrose fördern kann. Die Gürtelrose einer schwangeren Frau ist übrigens keine Gefahr für das Ungeborene, da sich die Viren nicht über das Blut der Schwangeren bis zum Kind verbreiten können. Die eigentliche Gefahr der Gürtelrose sind die Schmerzen. Man unterscheidet die akuten Schmerzen, solange noch die Haut entzündet ist. Viel gravierender sind die chronischen Schmerzen - die Zosterneuralgie, oder Post-Zoster-Neuralgie PZN. Von PZN spricht man, wenn 3-6 Wochen nach der Gürtelrose starke Nervenschmerzen entstehen. Diese Schmerzen haben ihre Ursache in einer narbigen Zerstörung der infizierten Nervenwurzeln. Je älter der Gürtelrose-Kranke, umso häufiger die Nervenschmerzen.
Wir hoffen, dass Ihnen diese Seiten bei der Lösung Ihres Gesundheitsproblems helfen. Die wirkliche Ursachensuche und richtige Behandlung kann jedoch nur bei persönlicher Untersuchung durch Ihren Hautarzt erfolgen.
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