e: lichen planus, oral lichen planus, ashy dermatosis, Was ist Lichen ruber (planus)? Was ist die Ursache der Knötchenflechte? Wie behandeln wir Lichen ruber in unserer Hautarztpraxis in München?
von Dr. med. Harald Bresser, Hautarzt, München
Mehr Informationen zu Lichen ruber und der Behandlung finden Sie im folgenden Text.
Lichen ruber (planus) ist eine relativ häufige Erkrankung der Haut und der Schleimhäute. Man schätzt, dass ca. 0,5% der Deutschen (also etwa jeder Zweihundertste) darunter leidet, am häufigsten zwischen dem 30.und 60.Lebensjahr. Der deutsche Ausdruck für Lichen ruber ist "Knötchenflechte". Lichen ruber kommt bei Männern und Frauen und in jedem Alter vor; etwas häufiger sind Frauen über 40 betroffen. Familiäre Häufung ist möglich, aber selten bei Lichen.
Lichen ruber kann vielfältige Formen annehmen. Im häufigsten Fall zeigen sich zahlreiche kleine, rötliche oder bräunliche Knötchen an charakteristischen Körperstellen: Handgelenkbeugen, Unterarme, Po, Halsseiten, Intimbereich. Die millimetergroßen Knötchen sind von einem weißlichen Netz überzogen ("Wickham-Phänomen"). Häufig finden sich netzartige Streifen auch auf der inneren Wangenschleimhaut, an Scheidenschleimhaut oder Penis. Auch Nagelveränderungen sind möglich und manchmal sogar das einzige Symptom. Dabei kann die Nagelplatte einreißen, Längsstreifen entstehen, die Nagelplatte wird ev. dünner (Koilonychie), Nagelplatte und Nagelhaut können verwachsen.
Es gibt einige besondere, seltene Verlaufsformen der Krankheit:
Bei 75% heilen die Erscheinungen innerhalb von 1 Jahr ab, in 90% innerhalb von 2 Jahren. In schweren Fällen kann fast die ganze Körperhaut betroffen sein (Erythrodermie) - Lichen ruber linearis: selten, bandförmige Anordnung der Knötchen zB an den Armen - Lichen ruber atrophicans: narbenartige Hautverdünnung - Lichen ruber pemphigoides: selten, mit Blasen - Lichen ruber actinicus: va bei Menschen aus Nahem Osten, Tropen, Subtropen. Sonne als Auslöser - Lichen ruber genitalis, analis: bei etwa 20% der betroffenen Männer finden sich Knötchen auch am Penis, etwas seltener in der Scheide der Frauen. Befall der Afterhaut juckt meist sehr stark. - Lichen ruber follicularis: Knötchenbildung um die Haarwurzeln
Die genaue Ursache der Krankheit ist unbekannt. Unter dem Mikroskop sieht man ganz typische Hautverdickungen und Entzündung. Die Wissenschaft vermutet einen Zusammenhang mit sogenannten Autoimmunkrankheiten: hier attackiert das Immunsystem aus unbekannten Gründen die eigenen Hautzellen (Keratinozyten). Manchmal beginnt die Krankheit in Zusammenhang mit starkem Streß oder Leberproblemen, Rheuma, Gelbsucht, Tod eines Angehörigen, Malariamittel, Goldbehandlung, Organtransplantationen. Recht häufig tritt Lichen ruber im zeitlichen Zusammenhang mit Leberkrankheiten auf (Virushepatitis ua). Kontaktallergien durch Metall, Amalgam, Kunststoff, Gewürze ua wurde beschrieben. (Wissenschaftlicher Hintergrund: Apoptose von basalen Keratinozyten und unspezifische Ablagerungen vonC3, IgM und IgG ist beschrieben. Die Apoptose wird durch CD8-positive zytotoxische Zellen vermittelt und läuft über den Perforin-Granzym-Weg oder den Fas/Fas-L-Weg ab. Bei Hepatitis-C assoziierten Fällen scheinen Keratinozyten von HCV infiziert zu sein. Auch Zytokine spielen eine Rolle)
Lichen ruber ist kein Krebs; die Krankheit ist auch in keiner Weise ansteckend. Nur in seltenen Fällen tritt Lichen ruber mehrfach in einer Familie auf.
Glücklicherweise heilt die Krankheit meist im Laufe der Zeit (meist nach vielen Monaten) von selbst, durchschnittlich besteht die Krankheit 1-2 Jahre. Leider gibt es aber auch jahrelange Verläufe. Wegen des starken Juckreizes behandelt man den Betroffenen aber vorher. Der Befall der Mundschleimheit kann viele Jahre bestehen bleiben. Auch sind noch Jahre nach der Abheilung Rückfälle möglich. Gerade bei starkem Juckreiz, ausgedehntem Befall und entstellendem Aussehen ist eine frühzeitige und intensive Behandlung angezeigt. Betroffene sollten sich nicht mit Verweiss auf den angeblich "harmlosen" Charakter der Krankheit abspeisen lassen. Therapie ist möglich und sinnvoll.
Die Behandlung des Lichen ruber ist oft schwierig und langdauernd. Trotzdem ist Resignation nicht nötig. Wir versuchen, vor jeder Behandlung die möglichen Ursachen und Auslöser zu finden. Viele verschiedene Therapieverfahren stehen uns zur Verfügung. Ein 100% sicher wirksames, "optimales" Heilverfahren gibt es leider nicht. Es gibt auch keinen Beweis, dass eine schulmedizinsche oder naturheilkundliche Behandlung besser oder schlechter wirksam wäre. Daher ist nach unserer Ansicht oft eine Kombination der Verfahren sinnvoll. Behandeln kann man beispielsweise mit
Gut wirksame Hausmittel gegen Lichen ruber gibt es nicht. Alles, was Ihr Immunsystem ins Gleichgewicht bringt, ist gut bei Lichen ruber. Seien Sie geduldig. Versuchen Sie, das gewählte Therapieverfahren - wie mit dem Hautarzt besprochen - so konsequent wie möglich durchzuhalten. Falls Sie aus irgendwelchen Gründen (z.B. Angst vor Nebenwirkungen) die Behandlung verändern oder absetzen möchten, so sollten wir darüber sprechen. Jede Therapie hat ihre Vor- und Nachteile, und letztlich müssen Sie natürlich mit der Behandlung zufrieden sein. Widerstehen Sie der Versuchung, ständig zu kratzen. Oft an den Kratzstellen neue Knötchen auf (man nennt das "Köbner-Phänomen"). Häufig ist durch eine begleitende naturheilkundliche Behandlung ein Abheilen der Hauterscheinungen zu erreichen.
Es gibt viele andere Hautkrankheiten, bei denen juckende Knötchen auftreten. Man spricht von "lichenoiden Dermatosen", weil sie ähnlich wie Lichen ruber wirken. Fast nie findet man dabei allerdings die typischen Wickham- Schleimhautveränderungen. Häufig sind sogenannte lichenoide Arzneimittelexantheme. Sie entstehen oft erst Monate nach der Einnahme von Medikamenten. Typische Auslöser sind zB: Goldsalze, D-Penicillamin, Antibiotika, Anti-Diabetesmittel, Antimalariamittel, Dapson, ACE-Hemmer, Neuroleptika, Harntreibende Medikamente, Chinin, Betablocker, Tuberkulosemedikamente... Auch Farbentwickler (p-Phenylendiamin) und Methacrylate (Autoindustrie, Zahnwerkstoffe) sind mögliche Ursachen. Hier ist immer ein Allergietest sinnvoll, um die Ursache ev. zu finden. Die Behandlung erfolgt vor allem durch Absetzen des Medikamentes bzw Meiden der ursächlichen Chemikalie. Wir hoffen, dass Sie Ihre Hautkrankheit jetzt besser verstehen.
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