Wie entstehen Kopfschuppen? Welche Ursachen, welche Therapie sind bei Schuppen am Kopf sinnvoll? Wie entsteht Jucken, Brennen und Schmerzen der Kopfhaut? Rat vom Experten aus München
von Dr. med. Harald Bresser, Hautarzt, München
Umfangreiche Informationen zu Kopfhautproblemen und Kopfschuppen finden Sie im folgenden Text.
Kopfschuppen (medizinisch: Pityriasis simplex capitis, Pityriasis oleosa) sind kleine, zusammengebackene Hornzellen, die sich von der Kopfhaut lösen. Je nach Hauttyp schuppt die Kopfhaut jedes Menschen mehr oder weniger stark. Etwa 50% aller Menschen leiden gelegentlich darunter, ca. 5% berichten über massive Kopfhautprobleme. Männer zwischen 20 und 40 leiden etwas häufiger darunter als Frauen. Bei manchem Menschen kann die Schuppung aufgrund äußerer Einflüsse oder als Ausdruck einer Hautkrankheit ungewöhnlich ausgeprägt auftreten. Nur dann wird eine spezielle Behandlung erforderlich. Wissenschaftlich sagt man, das vermehrte Kopfschuppung auf einer falschen Desquamation (Abschuppung) als Ausdruck einer Entzündung, oder als Parakeratose entsteht; entweder entwickeln sich die Hautzellen der Kopfhaut zu schnell, oder sie werden aufgrund Verklumpung miteinander zu langsam abgestossen. Sehr häufig führt Kopfschuppung zu Juckreiz - der gequälte Mensch kratzt sich - die Haut entzündet sich - der Juckreiz wird stärker...ein Teufelskreis. Ein weiteres Problem der Kopfhaut ist eine gesteigerte Empfindlichkeit der Kopfhaut - die Haarwurzeln sind schmerzhaft, Berührungen werden als unangenehm oder schmerzhaft empfunden, auch Brennen der Kopfhaut (medizinisch: Trichodynie) ist möglich.
Wir können 6 verschiedene Typen von Kopfhaut unterscheiden: 1) Normale Kopfhaut: Haut erneuert sich in ca. 28 Tagen. Hautzellen (Korneozyten) lösen sich als einzelne Zellen, die Kopfhaut ist gesund und unauffällig 2) Trockene Kopfhaut: Hauterneuerungsrate ebenfalls 28 Tage, Hautzellen lösen sich aber in Gruppen von 10-20 Zellen ab (kleinste Mehlschuppen). Die Haut wirkt trocken (sebostatisch). 3) Kopfhaut mit trockener Schuppung: Haut erneuert sich schneller, alle 7-21 Tage. Korneozyten lösen sich in groben Schuppen von ca. 100-1000 Zellen. 4) fettige Kopfhaut / Seborrhoe / "Pityriasis steatoides capitis" : Hauterneuerungsrate ist ebenfalls ca. 7-21 Tage, Hautzellen lösen sich in fettigen Schuppen von 100-1000 Zellen, Haut wirkt rot entzündet 5) allergisches Kopfekzem: im Vordergrund steht Rötung und Juckreiz der Kopfhaut, mehlige oder fettige Schuppen können fehlen oder vorhanden sein 6) Kopfhautpsoriasis: die Haut erneuert sich in weniger als 7 Tagen, die Hautzellen verklumpen zu grossen Schuppen von mehr als 1000 Zellen. Die Haut ist rot entzündet, oft verhärtet / induriert, Entzündung reicht oft 1 cm in die Stirnhaut hinein
Was bedeutet "übertrieben stark"? Das individuelle Empfinden spielt hier eine große Rolle: einige wenige Schuppen auf dem Kragen eines schwarzen Fracks können einen Orchesterdirigenten sehr stören, während manch anderer Mensch seine starken Kopfschuppen kaum bemerkt. Ob tatsächlich eine ungewöhnlich starke, eventuell sogar krankhafte Kopfschuppung vorliegt, muß vom Arzt in jedem Einzelfall entschieden werden. Prinzipiell entsteht krankhafte Kopfschuppung aber durch eine gestörte, meist beschleunigte Bildung (Proliferation) und Ablösung (Desquamation) der Kopfhautzellen aufgrund einer Verhornungsstörung der Hautzellen (abnorm keratinisierte Epidermiszellen). Die Hauterneuerungsrate kann von normal 28 Tagen auf weniger als 7 Tage sinken. Einige Ursachen von starker Kopfschuppung sind:
Menschen mit angeborener trockener Haut haben auch eine trockene Kopfhaut. Schon wenige Haarwäschen mit falschem, entfettendem Shampoo können zu Schuppenbildung, eventuell mit Juckreiz, führen. Häufig wird dann das Haarewaschen intensiviert, was die Beschwerden wiederum verstärkt. Der wissenschaftliche Begriff hierfür ist "Pityriasis simplex capillitii". Prinzipielles Vorgehen: weniger häufig mit mildem (Baby-)Shampoo waschen, Kopfhautpflege.
Dies ist eine sehr häufige, im wesentlichen anlagebedingte Ursache. Das sogenannte "seborrhoische Ekzem" ist eine harmlose, aber lästige Hautkrankheit. Die dabei entstehenden fettigen Kopfschuppen nennt man "Pityriasis steatosis". Fast jeder zweite Mensch hat die Anlage dazu von seinen Eltern geerbt. Seit einigen Jahren wissen wir, daß die Beschwerden im Rahmen eines seborrhoischen Ekzems oft durch überstarkes Wuchern von harmlosen, natürlichen Keimen der Haut ausgelöst.
Jede Kopfhaut ist mit Keimen besiedelt, diese Keime gehören zu einer gesunden Haut. Dabei schwankt die Menge der Keime zwischen 1000 und 100 000 pro Quadratmillimeter Kopfhaut. Die häufigsten Hautkeime der Kopfhaut sind sog. Staphylokokken, Propionibakterien und Hefekeime (Malassezia spezies). Diese Keime sind prinzipiell harmlos - aber: wachsen solche Keime vermehrt, verdoppeln sich die Kopfschuppen. Andere Hautpilze sind dagegen weniger harmlos: nicht ganz selten kann eine kreisförmige Überwucherung der Kopfhaut mit Pilzen aus äußeren Quellen (z.B. von Haustieren übertragen) der Bildung von weißen, gipsartigen Kopfschuppen zugrundeliegen (wissenschaftlicher Name: Tinea capitis, Tinea amiantacea). Malassez-Hefen finden auf der Kopfhaut durch die vielen Schweiss- und Talgdrüsen ideale Lebensbedingungen. Besonders Malassezia restricta und Malassetia globosa verursachen oft Schuppen.
Unter Asbestflechte oder "Tinea / Pityriasis amiantacea" versteht der Hautarzt eine badenkappenartige, grossflächige Schuppenbildung der Kopfhaut. Es können sich auch plattenartige, mehrere Zentimeter grosse Schuppen bilden, die an den Haaren festkleben.
Die anlagebedingte Krankheit "Schuppenflechte" (oder: Psoriasis vulgaris) äußert sich durch Schuppung, Rötungen und verdickte Haut. Sie kann allein am Kopf, oder gleichzeitig an Kopf, Stirn und anderen Hautstellen (Ellbgen, Kniekehlen, Nägel...) ausbrechen
Viele Ekzemkrankheiten können auch die Kopfhaut einbeziehen und zu Kopfschuppung führen: Neurodermitis, Kontaktekzem, Prurigo-Krankheit und viele andere, seltenere Hautkrankheiten... Auch eine Allergie oder Unverträglichkeit gegen Frisörstoffe, Haarwaschmittel usw. kann Schuppung, Juckreiz und Kopfhautempfindlichkeit auslösen.
Heftig juckende und schuppende Entzündungen der Kopfhaut können auch bei sehr reinlichen Menschen durchaus einmal durch Läuse, Krätze oder ähnliche Tierchen hervorgerufen sein.
Eine sehr häufige Ursache von Kopfschuppen ist der übermässige Befall mit Malassezia - Hefepilzen. Männliche Geschlechtshormone können die Fettbildung (Lipidproduktion) der Haut ändern, wodurch Malassezia ideale Wachstumsbedingungen vorfindet. Am wichtigsten ist die Hefeart Malassezia globosa. Sie haben eine sog. erhöhte Lipaseaktivität, was die Neubildung von Schuppen auf das 4-5fache des Normalen erhöht. Wahrscheinlich reizen die Pilze auch über eine Immunreaktion zusätzlich die Kopfhaut - Juckreiz ist die Folge.
Kopfschuppen haben bei jüngeren Menschen praktisch nie etwas mit Krebs zu tun. In seltenen Fällen können bösartige Hautveränderungen der Kopfhaut sich erstmals durch Schuppung, meist zusammen mit Hautverfärbung und Blutung bemerkbar machen. Ursache sind fast immer die UV-Strahlen der Sonne. Vor allem Menschen mit intensiver, jahrelanger Sonnenbestrahlung der Kopfhaut (Landwirte, Sportler, Segler usw.) sollten daher jede ungewöhnliche Hautveränderung dem Arzt zeigen
Ja, Kopfschuppen sind heilbar. Je nach Ursache sind allerdings ganz unterschiedliche Behandlungswege notwendig
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass es nach 15 Minuten Kopfkratzen zu Haarbrüchen kommt. Kratzen verletzt die Kopfhaut und verstärkt den Juckreiz oft. Durch die Kopfhautverletzung können Keime besser in die Haut eindringen und zu Haarwurzelentzündungen führen.
Manche Menschen leiden unter Schmerzen der Kopfhaut oder der Haare; nicht selten werden Berührungen auch als unangenehm empfunden ("Skalpdystästhesie"). Solche Schmerzen können spontan oder bei Streicheln / Berührung empfunden werden. Oft suchen die Betroffenen bei zahlreichen Ärzten vergeblich nach Hilfe. Diese sogenannte Trichodynie kann viele Ursachen haben: von seelischen Gründen bis zu Allergien. Letztlich kommen alle Gründe in Frage, die auch bei der juckenden Kopfhaut von Bedeutung sind. Gerade dann, wenn der Hautarzt keine körperlichen Veränderungen feststellen kann, sollte man eventuelle seelische Auslösefaktoren vom Psychologen ergründen lassen. In sehr hartnäckigen Fällen hat sich bei uns die Mesotherapie in der Behandlung bewährt.
In Amerika spricht man von "red scalp disease" (Rote-Kopfhaut-Krankheit"), wenn man die Ursache einer chronisch entzündeten Kopfhaut - v.a. bei mittelalten Frauen - nicht finden kann. Bei etwa 20% liegt eine schmerzhafte Kopfhaut mit deutlich erweiterten Äderchen /Teleangiektasien vor. Manche Forscher vermuten in einem chronischen UV-Schaden die Ursache. Manchmal hilft eine Behandlung mit Tetrazyklin-Tabletten. Wir wenden neuerdings mit gutem Erfolg die sog. PRP Therapie an. Die Red Scalp Disease ist oft die Folge eines Kreislaufs von Ursachen, die sich selbst gegenseitig verstärken: Juckreiz führt zu Kratzen, in die Kratzwunden treten Keime ein, Pityrosporum-Pilze breiten sich aus, die Entzündung verstärkt sich, die Schutz- und Barrierefunktion der Haut wird geschwächt, der Juckreiz wird stärker, usw usw.
Eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln der Kopfhaut gegen Mikroben kann zu chronischen Entzündungen der Kopfhaut führen. Eine äusserliche Jodbehandlung, Erythromycin-Gel und/oder innerliche Tetrazykline sind oft hilfreich.
Jedes "Selbsthilfeprogramm" sollte sich an der Ursache der Geschwerden ausrichten. Weder übertriebene Reinigungsmaßnahmen noch eine vernachlässigte Körperpflege sind der richtige Weg. Meiden Sie soweit möglich jede äußere Reizung der Kopfhaut. Also Vorsicht beim
Naturheilkundlich kann ein Behandlungsversuch mit Stiefmütterchen-Tee, Essigwasserspülungen oder sogar ein Versuch mit Eigenurin sinnvoll sein. Weitere konkrete Massnahmen nennt Ihnen Ihr Hautarzt, wenn er Ihr Problem analysiert hat. Die Auswahl des richtigen Schuppenshampoo kann schwierig sein: Anti-Schuppenshampoos sind oft zu aggressiv für eine empfindliche Kopfhaut oder enthalten Stoffe, die Allergien auslösen können. Bei der Stiftung-Warentest erzielten im September 2007 in Bezug auf Antischuppenwirkung und Haarzustand folgende "normalen" Schuppenshampoos die beste Bewertung: Dove Shampoo Antischuppen, Head + Shoulders Anti-Schuppen Shampoo classic clean, Elvital Antischuppen intensiv. Von 12 getesteten Shampoos hatten 8 eine gute schuppenlindernde Wirkung.
Spätestens nach 4 Wochen erfolgloser Eigenbehandlung sollten Sie Ihren Hautarzt aufsuchen. Die ärztliche Behandlung richtet sich natürlich nach der Ursache der Beschwerden. Am Anfang jeder medizinischen Therapie sollte daher die Ursachensuche durch den Hautarzt stehen. Eine Unverträglichkeit von Inhaltsstoffen der Shampoos oder Frisörstoffe muss ausgeschlossen, eine Neurodermitis bedacht werden. Der Dermatologe kennt verschiedene, wirksame Stoffe gegen Kopfschuppen: Antipilzmittel (zB Ketoconazol, Zinkpyrithion, Selendisulfid), schuppenhemmende Stoffe (Selen, Steinkohleteer...), schuppenlösende Stoffe (Salicylsäure, Urea, Kopföl, Schwefel...), entzündungshemmende Stoffe (Steroide, Teer, Vitamin D-Analoga, UV-Strahlen...), juckreizlindernde Substanzen (Steroide, Thesit...). Die Behandlungsschritte können relativ komplex sein:
Austrocknung der Kopfhaut: Kopfhaut schonen, Haare waschen höchstens jeden 2. Tag mit mildem Shampoo für trockene Haut, Ölkappen (Durchführung: am Abend Haare in Strähnen auseinanderlegen, direkt auf die Kopfhaut medizinisches Hautöl auftragen, weite Plastikbadekappe überziehen, mindestens 1-2 h einwirken lassen, mit mildem Shampoo auswaschen) Seborhoisches Ekzem: spezielle Kopfwaschmittel und Hautcremes ( z.B. Selenhaltig, Schwefelhaltig), spezielle Pilzshampoos, eventuell Kortisoncremes, Reizung der Kopfhaut meiden Hautpilz: gezielte Pilzbehandlung nach Identifizierung des Übeltäters Schuppenflechte: spezielle Psoriasisbehandlung; Kopfhaut schonen; UV-Kamm Ekzem: je nach Ursache Ölkappen, Kortikoidlösung, Teershampoo, Meiden von Kontaktallergenen, Läuse, Krätze, Flöhe: spezielle parasitentötende Behandlung über 3 Tage; Ausrottung der Parasiten in der Umgebung, neue Ansteckung vermeiden, Tiere entlausen. Viele andere Therapieverfahren kommen in speziellen Fällen zum Einsatz: Mesotherapie, naturheilkundliche Anwendungen, Kopfhautanalyse, Hautfunktionstests usw. Bewährt hat sich bei uns auch die sog. PRP - Behandlung bei vielen Kopfhautproblemen. Lassen Sie sich also nicht entmutigen - es gibt Hilfe.
Ihr dermaPraxis Dr. H. Bresser Peschelanger 11, 81735 München, 089-677977, www.drbresser.de
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