Was ist Dermatoskopie? Ist das Dermatoskop bei der Hautkrebsuntersuchung sinnvoll?
von Dr. med. Harald Bresser, Hautarzt, München
Bei der vorbeugenden Untersuchung der Muttermale eines Patienten ohne technische Hilfsmittel haben auch erfahrene Dermatologen eine maximale Trefferquote von ca. 80%. Eine Verbesserung dieser Trefferquote kann dadurch erzielt werden, dass die Muttermale mit beleuchteten Lupen begutachtet werden. Damit sind wesentlich mehr Details erkennbar, welche eine Unterscheidung zwischen gutartig und bösartig erlauben. Diese Lupenleuchten nennt man Auflichtmikroskop oder Dermatoskop. 1989 wurde in der Münchner Hautklinik von Braun-Falco, Bilek und Stolz das erste Handgerät zur Auflichtmikroskopie entwickelt. Das Gerät erlaubt eine 10 fache Vergrösserung der Hautveränderung. Zur Transparenzsteigerung kann das Muttermal vorher mit Öl oder einer Flüssigkeit benetzt werden. Die Dermatoskopie ist sinnvoll zur Begutachtung sogenannter pigmentierter Hautveränderungen (Muttermale, schwarzer Hautkrebs). Bei der Beurteilung von weissem Hautkrebs ist die Dermatoskopie nicht sehr hilfreich.
Dermatoskopische Kriterien bei der Untersuchung sind Farbtöne und Strukturelemente. Gelbe Farbe deutet zB auf eine Struktur in der Oberhaut/Epidermis hin, blau-graue Farbe zeigt Pigment/Melanin in der papillären Dermis an. Folgende Strukturelemente werden beurteilt: Pigmentnetz, strukturlose Areale, Pigmentschollen, Punkte, verzweigte Streifen, Pseudohornzysten, pseudofollikuläre Öffnungen, Gefässmuster, ahornblattartige Strukturen, stahlblaue Areale. Bei der Beurteilung muss der Hautarzt berücksichtigen, dass die Hautveränderungen an verschiedenen Körperteilen unterschiedlich aussehen: im Gesicht zeigt sich zB kein Netzmuster, an Händen und Füssen sieht man typischerweise streifenförmige Verdichtungen in den Furchen der Haut. Zur wissenschaftlichen Auswertung steht darüberhinaus eine ABCD-Regel der Dermatoskopie zur Verfügung. Dabei werden die Kriterien Asymmetrie, Begrenzung, Farbe und Differenzialstruktur halbquantitativ erfasst und daraus ein Punktwert ermittelt. Hohe Punktwerte deuten auf ein Melanom hin. Der ermittelte Punktwert darf aber nicht absolut gesehen werden. Die Vorgeschichte des Patienten und weitere klinische Daten sind für die Beurteilung entscheidend. Im Alltag des Hautarztes wird der Punktwert i.a. nur in besonderen Einzelfällen ermittelt. Bei grenzwertigen Punktwerten und in jedem Zweifelsfall sollte die verdächtige Läsion immer entfernt werden.
Seit 1989 sind über 1200 wissenschaftliche Arbeiten zur Dermatoskopie veröffentlicht worden. Es konnte gezeigt werden, dass der Einsatz des Dermatoskops zu einer deutlichen Verbesserung der Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen Hautveränderungen führt. Die Dermatoskopie zählt heute zu den unverzichtbaren Hilfsmitteln jedes Hautarztes.
In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue dermatoskopische Handgeräte entwickelt. Sie unterscheiden sich in technischen Details (Diodenlicht, polarisiertes Licht, Anschluss an Digitalkamera ...), sind in ihrer medizinischen Aussagekraft jedoch vergleichbar. Eine wesentliche Neuentwicklung ist die rechnergestützte oder digitale Auflichtmikroskopie, auch Vitalhistologie oder videogestützte Epilumineszenz genannt. Bessere Vergrösserung, Bilddarstellung am EDV-Bildschirm, genauer Vergleich von Verlaufsbildern, Datenbankerstellung, Demonstration von Veränderungen vor dem Patienten, Berechnung von bildanalytischen Kriterien, Mole-Analyzer sind nur einige der Vorteile dieses inzwischen gut etablierten Verfahrens.
Die Dermatoskopie sollte u.E. bei jeder Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung zum Einsatz kommen, da sie eine bessere Unterscheidung von gutartigen und bösartigen Hautveränderungen erlaubt.
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