Was kann eine Haaranalyse beweisen? Wie wird eine Schadstoffanalyse aus Haaren durchgeführt? Welche Formen des Haaranalyse sind sinnvoll? Anworten vom Hautarzt aus München
von Dr. med. Harald Bresser, Hautarzt, München
Haaranalysen sind Untersuchungsmethoden, bei der Anzahl, Wachstumsstadium oder Zusammensetzung der Haare analysiert werden. Bei der Haarmineralanalyse wird durch Laboranalyse von Haaren eine Aussage über die Versorgung mit Mineralstoffen, Vitaminen, die Belastung mit Schadstoffen, Medikamenten, Giften uvm erzielt werden soll. Die Haarmineralstoffanalyse zählt damit zu den Verfahren des sogenannten Human - Biomonitoring. Normalerweise werden zur Beantwortung solche Fragen Blut, Urin oder anderes Gewebe des Menschen untersucht. Andere Haaranalysen untersuchen die Haarwurzel auf ihre Form und ihr Wachstumsverhalten.
Viele Laboratorien, Apotheken, Reformhäuser, Heilpraktiker und kommerzielle Haaranalyse - Institute werben für die Haaranalyse - mit grösstenteils falschen Versprechungen. Der zahlende Interessent kann angeblich durch die chemische Analyse von Kopf- oder Schamhaar alles über seine Versorgung mit Vitamien und Mineralstoffen erfahren, seine Belastung mit Umweltgiften feststellen und Schwermetalle im Körper entdecken.
In der wissenschaftlichen Rechtsmedizin, von der Polizei usw wird häufig der Konsum von Suchtstoffen oder Arzneimitteln im Haar nachgewiesen. Der Kokainnachweis im Haar hat bekanntlich sogar einem Fast-Bundestrainer der Fussballnationalmannschaft seinen Posten gekostet. Tatsächlich werden viele im Blut zirkulierende chemische Stoffe im wachsenden, lebenden Haar eingelagert. Sie werde auch durch Waschen, Tönen oder andere Behandlungen nicht entfernt. Wenn man die Wachstumsgeschwindigkeit des Haares berücksichtigt, kann man sogar auf den Zeitpunkt und die Dauer des Medikamenten/Drogenkonsum rückschliessen. Vergiftungen (zB mit Rattengift, Arsen, Thallium) werden heute nur noch selten über das Haar nachgewiesen. Trotzdem: durch Analyse seiner Haare aus dem Grab konnte man zB nachweisen, dass Napoleon mit Arsen vergiftet war (unklar ist, ob absichtlich oder unabsichtlich). Viel schwieriger ist es allerdings, die Versorgung eines Menschen - oder einen Mangel an Spurenelementen und Mineralien im Haar nachzuweisen. Wiederholte Untersuchungen und standardisierten Bedingungen können durchaus Fehlernährungen beweisen. Eine einzelne Untersuchung ist allerdings völlig ungeeignet dazu. Stoffwechselstörungen und Mangelkrankheiten lassen sich so nicht diagnostizieren. Das Umweltbundesamt hat 2005 dazu festgestellt: " eine Ableitung von Therapie- oder Diätvorschlägen aus Haaranalysen ist grundsätzlich abzulehnen".
Haar sind ideales Untersuchungsmaterial. Sie sind leicht und schmerzlos zu gewinnen, speichern Schadstoffe über längere Zeit, und aus einer Probe lassen sich mittels Massenspektrometrie ICP-MS bis zu 60 Elemente bestimmen. Tatsächlich lassen sich so über die chronische Belastung mit Blei, Arsen, und Quecksilber bei standardisierem Vorgehen recht gute Aussagen erzielen.
Trotzdem raten Wissenschaftler und Umweltministerium von den frei käuflichen Tests aus folgenden Gründen ab:
Im Jahr 2004 untersuchte die Stiftung Warentest (test 10/2004) viele Anbieter von Haaranalysen. Untersucht wurden anonym die Haarproben von 8 Männern und Frauen. Ergebnis: die Analyseergebnisse schwankten nicht nur zwischen den verschiedenen Labors erheblich auch bei wiederholter Untersuchung der gleichen Haarprobe im selben Labor waren die Ergebnisse oft sehr unterschiedlich. So fand zB ein Labor im Haar einer Versuchsperson die höchsten Quecksilberwerte - das nächste Labor dagegen fand die niedrigsten Werte überhaupt. Auch die Normalwerte der Labors waren sehr unterschiedlich was beim Einen normal war, war beim Nächsten schon krankhaft. Weitere Infos finden Sie unter www.helmholtz-muenchen.de/infostelle-hbm
Fazit: Sparen Sie sich Ihr Geld. Die Haaranalyse ist für eine vernünftige Krankheitserforschung nicht sinnvoll. Lediglich unter speziellen Bedingungen, zB in einer Uniklinik, kann sie im Einzelfall notwendig sein. Behandlungsempfehlungen die auf Haaranalysen beruhen, sind wertlos.
Zu den möglichen Untersuchungen zur Ursachenklärung bei Haarausfall zählen Allergie- und Kopfhautuntersuchung, das Zählen der ausgehenden Haare und verschiedene Blutuntersuchungen. Eine weitere, bewährte Art der Haaruntersuchung ist das sogenannte Trichogramm. Dabei werden an 2 Stellen der Kopfhaut jeweils ca. 50 Haare mit der Haarwurzel herausgerissen (nebenbei: die Haare wachsen alle wieder nach). Die Haarwurzeln werden unter dem Mikroskop untersucht. Aus der Form der Haarwurzel kann der Arzt verschiedene Rückschlüsse auf die Ursache des Haarausfalls ziehen. Leider hat die Methode mehrere Nachteile: vor der Untersuchung darf man längere Zeit die Haare nicht waschen, nicht färben, zum Frisör gehen. Das Haare-Ausreißen ist schmerzhaft – und wer will sich schon bei Haarausfall noch weitere Haare ausreissen lassen? Als neueste Alternative zum Trichogramm haben wir daher den sogenannte Trichoscan in der Praxis eingeführt, der all diese Nachteile des Trichogramms vermeidet und hervorragende Untersuchungsergebnisse liefert.
Als neueste, modernste Methode der Haaranalyse und Haardiagnostik bei Haarausfall gilt heute der sogenannte Trichoscan.
„Tricho.." bedeutet Haare. „Trichoscan“ bedeutet Scannen des Haarwachstums. Es handelt sich dabei um eine Computer-Photo-Software Kombinationsuntersuchung. Wir können damit an der Kopfhaut am lebenden Haar messen, ob ein krankhafter Haarausfall vorliegt, wie ausgeprägt dieser ist und welche Behandlung erfolgversprechend sein könnte.
Zunächst suchen wir uns an der Kopfhaut ein passendes behaartes Areal von ca 1 cm2. Dort werden die Haare durch eine Lochmaske gezogen und auf ca. 1 mm Länge gekürzt. Wir wählen die Stelle so aus, das sie sich mit dem umgebenden Deckhaar gut verstecken lässt. Nach 3 Tagen werden die nachgewachsenen Haare angefärbt. Wir stellen damit sicher, dass auch helle Haare und Flaumhaare bei der Analyse erkannt werden können. Danach erfolgt eine digitale mikroskopische Aufnahme bei 20facher Vergrösserung mit dem Fotofinder-Auflichtmikroskop. Der ein spezielles Computer-Softwareprogramm analysiert danach dieses Bild und berechnet Art der Haare, Haarwachstum uvm. "Welche Informationen liefert der Trichoscan?" Die Trichoscan-Untersuchung liefert vielerlei Informationen: die Anzahl und der Anteil der Haare in den verschiedenen Wachstumsphasen (prozentualer Anteil der Telogenhaare, Anagenhaare, Velushaare, Terminalhaare...), das Längenwachstum in diesen 3 Tagen, die Haardichte und Haarfülle. Wir können daran erkennen, an welcher Form von Haarausfall Sie leiden und damit die optimale Behandlung auswählen. Bei Wiederholung der Untersuchung nach einigen Wochen oder Monaten können wir beurteilen, ob die begonnene Behandlung erfolgreich ist. Da Haare pro Monat nur ca. 10 mm wachsen, kann der Computer den Erfolg viel früher messen, als es das bloße Auge erkennen kann.
Die Vorteile gegenüber dem normalen Trichogramm liegen auf der Hand: die Untersuchung ist absolut schmerzfrei, es müssen keine Haare ausgerissen werden, die untersuchte Stelle ist nahezu unsichtbar, es gibt kein Haarwaschverbot, es handelt sich um ein exaktes Verfahren, die Ergebnisse sind objektiv, sie sind die Basis einer optimalen Therapie, die Ergebnisse können nach Wochen oder Monaten objektiv verglichen werden.
Ihr Praxisteam Dr Bresser Peschelanger 11 81735 München 089-677977 www.drbresser.de
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