
Was ist ein Mole-Analyzer? Wie hilft der Computer bei der Hautkrebsvorsorge?
von Dr. med. Harald Bresser, Hautarzt, München
Die videounterstützte Hautkrebs-Vorsorge ist das sicherste Verfahren der Muttermalkontrolle. Mikroskopischen Bilder können ggf. ausgedruckt und dem Patienten mitgegeben werden. Die elektronische Speicherung ermöglicht es, bei einer späteren Kontrolluntersuchungen die alten und neuen Aufnahmen objektiv und detailgetreu am Bildschirm zu vergleichen. Das Verfahren hat zahlreiche Vorteile.
Der Moleanalyser ist ein Zusatzmodul bei der videogestützten Hautkrebsvorsorge. Mit dem Einsatz von EDV-gestützten, elektronischen Dermatoskopen und Mikroskopen und der Integration von Mustererrkennungsprogrammen in Computer-Expertensysteme hat sich in den letzten Jahren eine diagnostische Technik entwickelt, die eine zunehmende und wichtige Bedeutung für die Dermatologie besitzt. Mit entsprechenden Systemen lassen sich sowohl makroskopische als auch auflichtmikroskopische Bilder mit hoher Qualität aufnehmen, abspeichern und katalogisieren. Sie sind schnell wieder aufrufbar und eignen sich ausgezeichnet für eine wiederholte Analyse und Verlaufsdokumentation. Der sog. Mole-Analyzer ist eine Weiterentwicklung des Systems zu einem computergestützten Expertensystem zur Früherkennung von Hautkrebs. Es wurde in den letzten Jahren an der Uni Tübingen praxiserprobt und ständig weiterentwickelt. Der Mole-Analyzer ist ein Software-Programm, das wir in Verbindung mit unserer Video-Auflichtmikroskopie (Epilumineszenz) verwendet. Siehe auch unter "Hautkrebs-Vorsorge".
Der Mole-Analyzer oder vergleichbare Systeme liefern - ähnlich der Konsultation eines zweiten Arztes - eine Bewertung und "zweite Meinung", ob das Muttermal gutartig, verdächtig oder bösartig sein könnte. Diese Bewertung basiert auf einem spezielll entwickelten Mustererkennungs-Algorithmus; die Trefferquote liegt bei ca. 92 %. Der Mole-Analyze liefert Hinweise auf Bösartigkeit von Muttermalen, die mit dem Video-Dokumentationssystem aufgezeichnet wurden. Da die Bilder im Computer in digitaler Form vorliegen, ist eine computergestützte Bildanalyse möglich. Der „Tübinger Mole-Analyzer" ermöglicht eine exakte Vermessung der Pigmentmale. Dabei werden in einem ersten Schritt Haare, Fussel und Blasen erkannt und elektronisch entfernt. Danach wird der Rand der Läsion vollautomatisch bestimmt (dieser Schritt läßt sich auch manuell beeinflussen). Anschließend werden Vermessungen der Fläche und geometrischen Parameter, des Randes sowie seiner Regelmäßigkeit und der Pigmentierung vorgenommen. Diese Vermessung ermöglicht den Vergleich der Pigmentmale in der Verlaufsbeobachtung (Naevus-Screening). Hier können Veränderungen objektiv erfaßt und zur Indikationsstellung für eine operative Entfernung bzw. auch für den Verzicht auf die OP mit hergezogen werden. Bei Verwendung der 20-fachen Vergrößerung werden Scores für die zu vermessenden Parameter vergeben und mit einer Datenbank verglichen. Mehr als 600 pigmentierte Hautveränderungen, deren Diagnose histologisch gesichert wurde, bilden die statistische Grundlage für den Tübinger Moleanalyzer. Bei höheren Scores nimmt die Wahrscheinlichkeit für Bösartigkeit zu. Diese Scores können vom Arzt zur Unterstützung der Diagnosefindung herangezogen werden.
Der verwendete Mustererkennungs-Algorithmus stammt ursprünglich aus der militärischen Luftaufklärung. Spionageflugzeuge oder Satelliten fliegen über die Erde und suchen mit computergesteuerten Kameras "verdächtige" Strukturen auf dem Boden - also Strukturen, welche die Software z.B. als Raketen oder Panzer identifizieren kann. Die Entwickler des Mole-Analyzers ersetzten die Suchprogramme nach Raketen durch Suchprogramme nach Hautkrebszeichen.
Die Analyse erfolgt anhand von Parametern, wie sie der Arzt auch bei der optischen Analyse im Dermatoskop bewertet. Folgende Parameter wurden in das System integriert:
Asymmetrie, Unregelmässigkeiten
Zur Bestimmung der Asymmetrie werden in engem Abstand Achsen durch den Mittelpunkt der Läsion gelegt. Für jede dieser Achsen wird die Übereinstimmung der Läsion auf beiden Seite der Achse gemessen. Die Übereinstimmung wird als Symmetriemaß verwendet. Auf der rechten Seite ist für die Drehwinkel der Symmetrieachsen das Symmetriemaß als Diagramm dargestellt. Unter Berücksichtigung aller Achsen wird ein Score für die Asymmetrie der Läsion ermittelt. Begrenzung
Zur Bestimmung der Randschärfe als Maß der Begrenzung wird der ursprünglich ermittelte Rand mit einem geglätteten Rand verglichen.
Color (Farbe)
Beim Farbparameter Color werden die im Bild vorkommenden Farbunterschiede und deren Streuung gemessen. Eine Messung der absoluten Farbwerte ist nicht unbedingt sinnvoll, da bei den Patienten ja auch die Haut je nach Jahreszeit mehr oder weniger dunkel ist. Durch die Berücksichtigung der Streuung der Farbverteilung wird bei diesem Score gleichzeitig die Strukturinformation verwendet.
Als Darstellung der Farbverteilung dient das rotierende RGB-Diagramm auf der rechten Seite. In diesem Diagramm ist für jeden Bildpunkt der Rot-, Grün- und Blauanteil abgetragen. Bei Nävi stellt sich die Farbverteilung häufig als enger Schlauch dar. Bei Melanomen ist dieser Schlauch meistens breiter und weitet sich zum unteren Bildrand hin.
Durchmesser, Fläche
Wie bei der Asymmetrie werden auch zur Bestimmung des maximalen Durchmessers durch den Mittelpunkt der Läsion Achsen gelegt. Für alle Achsen wird der äußerste Rand zur Bestimmung des Durchmessers verwendet. Je nach Drehwinkel werden die gemessenen Durchmesser im Diagramm auf der rechten Seite dargestellt.
Aus diesen Grundparametern ergeben sich ca. ein Dutzend Einzelparameter, die zu einem Risikoscore zusammengefasst und mit der Datenbank verglichen werden.
Weitere Informationen unter http://www.moleanalyzer.com
Bei uns ist die Mole-Analyzer-Untersuchung in die Hautkrebsuntersuchung im Rahmen der Video-Auflichtmikroskopie integriert. Die privaten Krankenkassen erstatten die Kosten dieser Untersuchung meist problemlos, da wir uns bei der Abrechnung an die Empfehlungen der Bundesärztekammer und des Dachverbandes der privaten Krankenkassen halten. Leider versuchen einige private Kassen immer wieder, diese Empfehlungen in Frage zu stellen und ihre eigenen, "selbstgestrickten" Abrechnungsziffern durchzusetzen. Die gesetzlichen Krankenkassen lehnen den Einsatz technischer Hilfsmittel grundsätzlich ab und erstatten diese Kosten nicht.
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