Warum ist Sonnenschutz wichtig? Wozu benötigt man Sonnenschutzmittel?
von Dr. H. Bresser, Hautarzt, München
Schutz vor der Sonne kann aus vielen Gründen sinnvoll und notwendig sein. Zum Schutz vor Hautkrebs oder einer Sonnenallergie, zur Vorbeugung von Falten und Sonnenwarzen, Lichtflecken oder Sonnenbrand ist ein Schutz vor übermässigem Licht notwendig. Andererseits leben wir von der Sonne. Sonne ist Leben und Lebenslust. Sonnenstrahlen können Krankheiten heilen. Zuviel Sonne kann jedoch auch krank machen. Damit Sie die Sonne ohne Reue genießen können, habe ich für Sie die folgenden Merksätze zum Umgang mit der Sonne zusammengetragen.
Sonne und helles Licht steigert unser allgemeines Wohlbefinden. An einem sonnigen Tag sind wir fröhlicher und lebenslustiger. Kinder und ältere Menschen brauchen Sonne für gesunde Knochenbildung. Sonne fördert die Bildung lebensnotwendiger Vitamine und Hormone. Leider gibt es auch schlechte Eigenschaften der Sonne. Sonnenbrand, Hitzefrieseln und Sonnenstich kennen wir fast alle. Andere Schäden durch die Sonne tun nicht weh und stellen sich schleichend ein. Faltenbildung, Hautalterung, und Hautkrebs bemerken wir erst nach Jahrzehnten unvernünftigen Sonnenanbetens.
Sonnenlicht besteht aus sichtbaren und unsichtbaren Strahlen. Die hellen Sonnenstrahlen können wir sehen und die Wärmestrahlen wohlig auf der Haut fühlen. Die gefährlichen ultravioletten Strahlen sind dagegen unsichtbar. Hautschäden entstehen durch diese ultravioletten Strahlen (UV-Strahlen). Es gibt UV-A und UV-B Strahlen, welche sich in der Ausdehnung der Strahlen ("Wellenlänge") unterscheiden (UV-A = 320 - 400 nm; UV-B = 295 - 320 nm). Die UV-C-Strahlen werden komplett durch die Lufthülle und die Ozonhülle der Erde abgefangen und spielen daher medizinisch keine Rolle. UV-Strahlen dringen unterschiedlich tief in die Haut ein. Sie geben in der Haut ihre Energie ab und verändern damit Hautzellen, ja sogar die Zellkerne. Die Haut "repariert" solche Schäden ständig selbst. Bei zu hohen Dosen und zu langer Besonnung sind diese natürlichen Reparaturmechanismen aber überfordert. So können Hautkrankheiten entstehen. Der vererbte, individuelle Hauttyp bestimmt, wieviel Sonne die Haut kurz- und langfristig verkraften kann.
UV-B Strahlen sind für die Hautbräunung, aber auch den Sonnenbrand verantwortlich.
UV-A Strahlen dringen tief in die Haut ein. Sie beschleunigen die Hautalterung, die Faltenbildung, sie machen Sonnenallergien und Altersflecken.
Beide Arten spielen bei der Hautkrebsentstehung eine Rolle.
Menschen vertragen unterschiedlich viel Sonne, je nach Hauttyp. Eine grobe Einschätzung ist anhand des Hauttyps möglich.
# Hauttyp 0: Albino, weisse Haut, verträgt fast keine Sonne
# Hauttyp 1: 2% aller Mitteleuropäer, sehr helle Hautfarbe, rot-blonde Haare, bräunt fast nie, entwickelt nach 10 Minuten in der Sonne einen Sonnenbrand
# Hauttyp 2: 12% aller Mitteleuropäer, helle Hautfarbe, blonde Haare, bräunt wenig, entwickelt nach 10-20 Minuten in der Sonne oft einen Sonnenbrand
# Hauttyp 3: 78% aller Mitteleuropäer, leicht braune Hautfarbe, dunkelblond-braune Haare, bräunt gut, entwickelt nach 20-30 Minuten in der Sonne einen Sonnenbrand
# Hauttyp 4: 8% aller Mitteleuropäer, braune Hautfarbe, dunkelbraun-schwarze Haare, bräunt tiefbraun, entwickelt erst nach 45 Minuten in der Sonne selten einen Sonnenbrand
# Hauttyp 5: Angeborene braune Haut (zB Inder, Nordafrikaner) mit sehr guter Sonnenverträglichkeit
# Hauttyp 6: Schwarze Haut, verträgt sehr viel Sonne
Diese Werte beziehen sich auf ungeschützte, ungebräunte Haut im Sommer in Mitteleuropa. Die Sonnenbrandschwelle ist die Zeit, in derer ohne weiteren Schutz gerade noch ein Sonnenbrand vermieden werden kann. Das Sonnenbrandrisiko ist abhängig von der geographischen Lage (Hochgebirge und Wasser erhöhen die Gefahr), von der Tageszeit, Jahreszeit, dem Grad der Vorbräunung und der Dauer der Sonneneinwirkung. Übrigens: Sport oder Gartenarbeit im Freien kann genauso schnell zu Sonnenbrand führen, wie Sonnenbäder auf der Liege.
UV-Strahlen können die Zellkerne verändern. Dadurch wachsen und wuchern Zellen anders, als es gesund ist. Eine langfristige Folge: Krebs. Es gibt verschiedene Krebsarten der Haut, bei deren Entstehung die Sonne eine Rolle spielt: schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom), Stachelzellkrebs (Spinaliom), Basaliom ...Die Entstehung von Melanomen wird gefördert durch häufige Sonnenbrände im Kindesalter. Das Risiko für Spinaliome und Basaliome steigt mit zunehmender Sonnenbestrahlung während des ganzen Lebens. Eine Verdopplung der Sonnenbestrahlung (z.B. durch Urlaub im Süden, bei Berufen im Freien) steigert das Krebsrisiko um das Vierfache (400 %). Übrigens: die regelmäßige Benutzung von Solarien zwischen dem 15. und 45. Lebensjahr steigert das persönliche Hautkrebsrisiko um ca. 30%.
Vitamin D ist ein lebenswichtiges Vitamin - das einzige übrigens, das der menschliche Körper selbst bilden kann. Vitamin D Mangel kann zu zahlreichen Krankheiten führen: Knochenprobleme, Calcium-Stoffwechselstörungen, Infektionsanfälligkeit, Verschlimmerung von Herz-, Autoimmun-, psychiatrischen Krankheiten. Bestimmte Krebsarten (zB Darmkrebs) scheint mit Vitamin D Mangel verbunden zu sein, die hormonell aktive Form von Vitamin D hat krebsvorbeugende Eigenschaften. Ca. 80% unseres Vitamin D Bedarfs wird in der Haut mit Hilfe von UVB aus der Sonne gebildet, ca. 10-20 % wird i.a. über die Nahrung aufgenommen. Leider leiden viele Menschen unerkannt an leichtem Vitamin D Mangel, in Deutschland sollen es ca. 60% sein. Vor allem ältere und bettlägrige Menschen gehen naturgemäss weniger ins Freie, ernähren sich weniger ausgewogen, und ihre Haut kann schlechter Vitamin D bilden. Regelmässiger, massvoller Aufenthalt in der Sonne ist daher ein wichtiger Schutz vor vielen Krankheiten - während bei übermässigem, intensivem Sonnenbaden die negativen Folgen weit überwiegen. Trotzdem muss man nicht in der Sonne baden. Die innere Vitamin-D Bildung erfolgt sehr rasch: 10 -15 Minuten im Freien reichen bei einem Mensch mit heller Haut im Sommer aus, um 25 Mikrogramm Vitamin D zu bilden. Das ist immerhin das 5fache dessen, was wir täglich davon essen sollten. Dazu müssen nur 6% des Körpers unbedeckt sein: also zB Gesicht, Hände, Arme. Dunkelhäutige Menschen benötigen dagegen die 6fache Sonneneinstrahlung, um genügend Vitamin D zu bilden.
Um die Schutzwirkung von Sonnenschutzcremes vergleichen zu können wurden verschiedene Messwerte entwickelt. Sonnenschutzfaktor SSF und Lichtschutzfaktor LSF bezeichnen die Stärke des Schutzes vor den UVB-Strahlen der Sonne. UVB ist für den Sonnenbrand verantwortlich. Der SSF und LSF berechnet sich so:
Man dividiert die Zeit bis zum leichten Sonnenbrand mit Sonnenschutzmittel durch die Zeit bis zum leichten Sonnenbrand ohne Sonnenschutzmittel. Ein LSF von 5 bedeutet also, dass man 5 mal länger mit der Sonnencreme als ohne in der Sonne bleiben könnte. Allerdings ist diese Aussage mit grosser Vorsicht zu genießen, da sie im Labor und nicht am lebenden Menschen ermittelt wird. Aus dem LSF auf der Sonnencreme kann man eigentlich nur ablesen: je höher er ist, umso besser bin ich vor Sonnenbrand geschützt.
UV-Index (UVI): Der UV-Index bewertet die Intensität der Sonne an einem bestimmten Ort. Er ist international gebräulich. Weltweit liegt der Index zwischen 1 und 12; in Deutschland/Österreich werden maximale Werte von 8 erreicht, in den Tropen/der Sahara manchmal 12. Er ist eine Hilfe bei der Auswahl des Lichtschutzfaktors. Als Leitlinie gilt:
Beispiel: Urlaub in Kenia. UVI dort beträgt 8. Man hat selbst Hauttyp 2. Ergebnis: 3x8 = 24.
Sonnencreme mit mindestens LSF 24 ist sinnvoll.
Schatten durch Bäume oder Sonnenschirme schützt übrigens nur teilweise gegen Sonne, da die Sonnenstrahlen von Boden, Wänden und Wasser reflektiert werden. Auch Wolken am Himmel lassen noch UV-Strahlen zur Erde gelangen.
Hautbräune an sich ist nicht schädlich, sondern sogar ein Schutz für den Körper. Nur der Weg zur Hautbräunung kann schädlich sein. Der Körper versucht beim Braunwerden, sich vor den schädlichen Folgen der UV-Strahlen zu schützen. Das geht auf 2 Arten:
1) Hautzellen bilden braunes Hautpigment, welches die UV-Strahlen abfangen. Das ist die allseits beliebte Hautbräunung.
2) die oberen Hautzellen bilden vermehrt Hornhaut (Lichtschwiele), um sich unempfindlicher zu machen.
Vor 100 Jahren galt braune Haut als unschön, das sie ein Zeichen für körperliche Arbeit im Freien war. Reiche Menschen schützten sich vor Sonne und hatten weisse Haut. Heute gilt braune Haut bei uns als schön, da sie für viel Freizeit, schöne Urlaube, Vitalität, Fitness und Sport steht. Noch immer setzten sich viele Menschen gedankenlos der Sonne aus.
Auch wenn eine Bräunung mit Verstand nicht schädlich sein muss, kann von einer "gesunden" Bräune nicht gesprochen werden. Eine braune Haut schützt andererseits die Haut vor weiterer Sonne. Auch hier gilt: alles mit Augenmaß. Übrigens: eine Bräunung durch Selbstbräunungsmittel ist völlig harmlos, schützt aber nicht vor der Sonne.
Kleidung kann sehr gut vor Sonne schützen. Der Schutz ist abhängig von der Stoffart und der Verarbeitung. Es gibt heute Stoffe mit eingearbeitetem Sonnenschutzfaktor. Nasse Kleidung lässt mehr Sonne durch. Trockene Baumwollkleidung kann bis zu 80% der UV-Strahlen abblocken, dünne, nasse Strümpfe aber auch 80% durchlassen. Die richtige Kleidung zählt heute, neben dem richtigen Verhalten in der Sonne, zu den wichtigsten Sonnenschutzmassnahmen v.a. bei Kindern.
Zur Darstellung der Schutzwirkung von Kleidung wurde sogar ein textiler UV-Schutzfaktor (UPF) entwickelt, der dem Lichtschutzfaktor der Sonnencremes vergleichbar ist.
UPF Sonnenhut: 40-80
UPF Baumwollmütze: 10-40
UPF Schatten unter einem Baum: 5-15
UPF Schatten unter einem Sonnenschirm: ca. 5
Weitere Informationen zum Thema Sonnenschutz und Kopfbedeckung findet man auf folgenden Webseiten:
Intensive Aufklärungskampagnen über die langfristigen Gefahren der Sonnenstrahlen haben zu stark steigendem Verbrauch von Sonnenschutzmitteln geführt. Sonnenschutzmittel dienen zuerst dem Schutz der Haut vor schädigenden UV-Strahlen, und erst in zweiter Linie der Schönheit. Sie fördern - entgegen einem häufigen Trugschluß - nicht etwa eine raschere Bräunung, sondern ermöglichen im besten Fall ein langsames und vernünftiges Braunwerden. In Deutschland haben Sie die Auswahl unter ca. 600 verschiedenen Sonnenschutzmitteln. Immer mehr Kosmetikfirmen fügen darüberhinaus ihren Antifalten-Cremes oder Tagescremes ein Sonnenschutzmittel bei. In über 400 kosmetischen Produkten finden sich Lichtschutzsubstanzen, häufig leider undeklariert. Sonnenschutzmittel sind die einzigen Substanzen, welche die Hautalterung nachweislich verlangsamen können. Wir sollten uns freuen, daß sie uns heute in gut verträglicher und großer Auswahl zur Verfügung stehen. Die Schutzwirkung von Sonnenschutzmitteln wird durch den Lichtschutzfaktor (LSF) ausgedrückt. Der Lichtschutzfaktor bezieht sich meist auf die Schutzwirkung gegenüber UV-B-Strahlen, die den Sonnenbrand verursachen. Der Schutz gegen UV-A-Strahlen ist technologisch schwieriger zu erzielen, aber genauso wünschenswert. Über die Wirkung des LSF gibt es oft falsche Vorstellungen. Theoretisch soll es ein Sonnenschutzmitteln mit dem LSF 4 ermöglichen, 4 mal länger in der Sonne zu liegen, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Im Untersuchungslabor mag das auch stimmen. In der Praxis ist das aber aus vielen Gründen falsch: Meist werden Sonnenschutzmittel nämlich zu dünn aufgetragen, oder nach dem Baden oder Schwitzen nicht erneuert, oder durch Kleidung abgerieben. Lichtschutzfaktoren höher als ca. 20 sind sinnlos. Sie sind technische schlecht objektivierbar und schützen nicht mehr, sondern eben nur länger (quasi in die Nacht hinein?!). Vor allem am Anfang des Urlaubs sollte man möglichst hohe Lichtschutzfaktoren verwenden Später sind geringere Schutzwerte sinnvoll, damit die Haut den natürlichen Bräunungsschutz entwickeln kann. Besonders wichtig sind Lichtschutzstoffe in Lippenstiften, da an den Lippen sehr hohe UV-Dosen auftreffen und an der Unterlippe daher häufig Hautkrebs beobachtet wird. Sonnenbrände im Kindesalter erhöhen eindeutig das Krebsrisiko des Kindes, später einmal Hautkrebs zu bekommen. Wenn immer möglich, sollten Sie sich auch durch Kleidung, Hüte, Aufenthalt im Schatten usw. vor der Sonne schützen (siehe Kap.8). Am angenehmsten in der Anwendung ist die Zubereitung als "Sonnenmilch", da sich die Milch leicht verteilen läßt und gut einzieht. Die Haut ist danach nur wenig fett. Hohe Lichtschutzfaktoren sind möglich. Sonnenschutzcremes enthalten etwas mehr Fett, sind etwa schwieriger zu verteilen und vor allem für Gesicht, Hände und Hals geeignet. Sonnenöle sind sehr beliebt, da leicht zu verteilen. Die Haut glänzt schön, hat aber wenig Schutz, da höchstens LSF 3 oder 4 eingearbeitet werden kann. Ihr Vorteil: sie enthalten keine Konservierungstoffe. Damit Sonnenschutzcremes ihre Wirkung entfalten können, muß die Anwendung stimmen. Ca. 30 Minuten vor dem Sonnenbad und nach jedem längeren Wasserplanschen sollten Sie die gesamte Haut großzügig eincremen. Ein häufiger Fehler besteht darin, zu selten und zu dünn einzucremen.
Sonnenschutzmittel können Allergien auslösen und sind häufig für die sogannte "Sonnenallergie" verantwortlich. Wenn Sie unter Sonnenallergie leiden, sollte ein Allergologe Ihre Sonnenschutzmittel und Kosmetika austesten, um eine Allergie dagegen auszuschließen. Die Testung von lichtverursachten Allergien ist kompliziert und aufwendig - Sie können davon ausgehen, daß lediglich engagierte Allergologen zu diesen Testungen in der Lage sind. Wurde mit Hilfe des sogenannten Photopatchtests eine allergische Reaktion auf eine Lichtschutzsubstanz bei Ihnen festgestellt, so kann der Facharzt anhand einem speziellen Nachschlagewerk ("Göttinger Liste") ein geeignetes Alternativpräparat heraussuchen.
Sonnenbrände fördern oder beschleunigen übrigens in keiner Weise das Bräunen. Dieser gefährliche Irrglaube kommt dadurch zustande, daß ein leichter Sonnenbrand sich schon nach wenigen Stunden in der Sonne als Rötung bemerkbar macht - die Bräunung dann aber erst nach dem Abklingen des Sonnenbrandes sichtbar wird. Dauerhaft und gefahrlos schneller braun wird derjenige, der nur die verträgliche UV-Dosis tankt.
Ein sehr interessantes Video zum Effekt von Sonnenschutzmitteln sehen Sie hier: www.bit.ly/sonnenlicht
Es scheint das Traumprodukt für Sonnenanbeter zu sein: bei Anwendung von Vorbräunern soll die Bräunung schneller und problemloser eintreten. "Vorbräuer" sollen angeblich wirken wie "Selbstbräuner" - nur von innen. Die wichtigsten Wirkstoffe von Vorbräunern sind Aminosäuren (v.a. Tyrosin, Phenylalanin). Angeblich wandern sie durch die Haut bis zur Basalzellschicht und füllen dort sollen die Tyrosinvorräte der Melanozyten auf. Damit stände dieser Bräunungsrohstoff in ausreichender Menge zur schnelleren Bräune zur Verfügung. Eine brilliante Idee - die leider in der Praxis nicht funktioniert. Von der Anwendung von Vorbräunern ist daher abzuraten.
Wenn man der Werbung von Kosmetikfirmen glaubt, ist die Haut nach einem Sonnenbad so "strapaziert", daß sie durch Pflege mit speziellen After-Sun-Produkten besänftigt werden muß. Wahr ist, daß durch Baden, Schwitzen und Wind die Haut am Strand austrocknet und Pflege benötigt. After-Sun-Lotionen enthalten viel Wasser oder sogar Alkohl - sie kühlen die erhitzte Haut und fühlen sich deutlich erfrischend an. Nachteil der Cremes: beide trocknen aus, Alkohol kann reizen und brennt auf der Haut. Viele andere Wirkstoffe werden noch dazugemischt: Aloe vera, Allantoin, Panthenol... Ob sie -wie versprochen- tatsächlich die Haut glätten, regenerieren und entzündungshemmend wirken - das wurde bisher nie einwandfrei bewiesen.
Falls Sie zu eher trockener Haut neigen, sollten Sie eine fetthaltige After-Sun-Creme bevorzugen. Sicher ist, daß durch After-Sun-Produkte die schädliche Wirkung von zuviel Sonne niemals aufgehoben oder ausgeglichen werden kann. Übrigens: wie bei allen Kosmetika ist die Preisspanne vergleichbarer Produkte enorm: zwischen 5.- und 50.- E können Sie für 100 ml ausgeben. Preisvergleiche lohnen also - oder Sie verzichten ganz darauf und nutzen stattdessen eine normale Feuchtigkeitsmilch.
Die Inhaltstoffe der Sonnenschutzmittel blockieren auf chemischem oder physikalischem Weg die UV-Strahlen. Chemisch binden sie die Energie der Sonnenstrahlen, physikalisch lenken sie die Strahlen durch Reflexion von der Haut weg. Physikalischer Sonnenschutz schützt stärker, ist aber als weisslicher Film auf der Haut sichtbar.
Meist wird beim Eincremen mit Sonnenschutzmitteln viel zu wenig creme aufgetragen. Deshalb wird der vom LSF versprochene Sonnenschutz oft nicht erreicht. Meist kann man daher durch ein wiederholtes Eincremen die Lichtschutzwirkung wesentlich verbessern. Durch Wasserkontakt und Kleidung wird die Menge der Creme ebenfalls vermindert, sodass ein Nachcremen sinnvoll ist.
Kann man bei der raschen Zunahme des Hautkrebses überhaupt noch in die Sonne gehen? Sonne ist Leben - viele Menschen blühen in der Sonne regelrecht auf und möchten ohne Sonnenstrahlen nicht Leben. Zuviel Sonne kann krank machen. Was also tun? Bei vernünftigem Umgang mit der Sonne kann der Jahresurlaub auch in Zukunft in südlichen Gefilden genossen werden. Die Bestrahlung der Haut mit UV-Strahlen kann niemals ganz vermieden werden, wobei die individuelle Hautbelastung weitgehend von unserem eigenen Verhalten abhängig ist. Gesunde Haut verträgt erhebliche Mengen an Sonnenstrahlen und repariert sich selbst, wenn wir ihr die Zeit dazu geben. Im Vergleich zu den UV-Dosen, die wir im Urlaub freiwillig auf uns nehmen, ist die individuelle Mehrbelastung durch unausweichliche Umweltfaktoren bisher vernachlässigbar. Eine 10% Reduktion des stratosphärischen Ozons aufgrund des "Ozonlochs" führt z.B. zur gleichen UV-B-Intensität wie ein Ausflug auf einen 1000 m hohen Berg oder eine Reise 1000 km in den Süden. Fatalismus ist also unangebracht: jeder von uns kann durch vernünftiges Verhalten das Hautkrebsrisiko durch Sonne vermindern. Die folgenden Ratschläge fassen die wichtigsten Regeln zum vernünftigen Umgang mit der Sonne im Urlaub zusammen.
Kinderhaut ist dünn und empfindlich, sie ist durch die Sonne besonders gefährdet. Weil Kinder und Jugendliche gerne halbnackt im Sommer herumtollen, hat unsere Haut mit 18 Jahren rechnerisch schon mehr als die Hälfte der Gesamtsonnendosis unseres Lebens ertragen müssen. Sonnenbrände in der Kindheit erhöhen das Hautkrebsrisiko nachweisbar. Je höher im Gebirge und je näher am Äquator, um so gefährlicher wird die Sonne. Speziell in der Mittagzeit zwischen 11 und 15 Uhr ist der Anteil der schädigenden UV-Strahlen besonders hoch. Auch bei bedecktem Himmel kann ein Sonnenbrand entstehen. Kinder unter 3 Jahren sollten der Sonne niemals direkt ausgesetzt werden. Kleinkinder sollten zusätzlich zum Sonnenschutzmittel immer durch Kleidung geschützt werden, z.B. durch breitkrempigen Hut und Hemdchen. Nasse Baumwollkleidung läßt noch ca. 20% der Sonnenstrahlen durch, trockene immerhin noch 6%. Daher sollte anfangs auch darunter eingecremt werden - übrigens auch unter dem Sonnenschirm, und ca. 30 min. vor dem Sonnenbad. Nach dem Baden und Abtrocken sollten auch die "wasserfesten" Mittel erneut aufgetragen werden. Falls die Belastbarkeit der Haut einmal überschritten ist, bemerkt man eine Rötung und deutliches Spannungsgefühl. Nachschmieren von Sonnenschutzmitteln kann den Schaden nicht mehr beheben. Nur noch eins ist wichtig: für diesen Tag: Raus aus der Sonne, hinein in schattige Gemächer.
Die Stiftung Warentest bewertete fast alle getesteten Sonnenschutzmitteln für Kinder gut oder sehr gut. Kindersonnencremes sind relativ fetthaltig, sie werden auch von Erwachsenen mit trockener Haut als angenehm empfunden. Für hautempfindliche Kinder sollte ein Produkt ohne Parfüm und ohne Konservierungstoffe ausgewählt werden. Eltern sollten sich übrigens nicht zu sehr auf den angegebenen Sonnenschutzfaktor verlassen. Für Kinder sollte man immer einen hohen Schutzfaktor wählen und die - rein rechnerische - Sonnenschutzdauer niemals gänzlich ausreizen. Nach ca. 2/3 der errechneten Schutzdauer sollte das Kind in den Schatten. Kinder und Jugendliche sind also besonders sonnenempfindlich. Ihre Haut ist nicht ausgereift, sie ist dünner, und sie halten sich viel mehr im Freien auf als Erwachsene. Ein Grossteil der schädlichen Sonnenschäden im Lauf eines ganzen Lebens werden sehr häufig in der Kindheit und Jugend angelegt. Säuglinge und Kleinkinder im 1. Jahr sollten daher gänzlich vor direktem Sonnenlicht geschützt werden. Indirektes Licht reicht zur Vitaminbildung in der Haut völlig aus. Auch im Schatten sind Sonnenschutzmittel mit hohem LSF anzuwenden. Für Kinder in der Sonne gilt die "4 H-Regel":
1. langes Hemd
2. lange Hose
3. Hut
4. Hoher Sonnenschutzfaktor, beim Baden wasserresistente Sonnencreme verwenden
Die 10 folgenden Sonnenregeln verringern das Risiko von Sonnenbedingten Hautkrebsarten erheblich.
1. Meiden Sie die Sonne in der Mittagszeit
2. Geben Sie Ihrer Haut Zeit, sich an die Sonne zu gewöhnen.
3. Tragen Sie in der Sonne immer sonnendichte Kleidung
4. Cremen Sie alle unbedeckten Körperstellen mit Sonnenschutzcreme ein
5. Erneuern Sie Ihren Sonnenschutz mehrmals am Tag
6. Verwenden Sie beim Baden und Sport nur wasserfeste Sonnencreme
7. Achten Sie bei Medikamenteneinnahme darauf, ob sie sich mit Sonne vertragen
8. Verzichten Sie in der Sonne auf Deos und Parfum
9. Kinder in den ersten Jahren gehören grundsätzlich nicht in die direkte Sonne
10. Bräunen Sie Ihre Haut nicht im Solarium vor.
Viele Hautkrankheiten lassen sich durch Sonne, Klimakuren in sonnenreichen Landstrichen oder Solariumbehandlung bessern oder heilen. Zurecht fragt sich mancher, wieso bei dieser Bestrahlung keine Krebsgefährdung bestehen soll. Tatsächlich werden von uns Hautärzten spezielle Bestrahlungslampen benutzt. Die abgegebene UV-Strahlungsmenge wird genauestens kontrolliert. Damit kann das Risiko eines Strahlenschadens weitgehend ausgeschlossen werden. Das verbleibende, sehr geringe Restrisiko muß wie bei jeder ärztlichen Behandlung sorgfältig gegen den erwünschten Nutzen für den Kranken abgewogen werden. Eines ist sicher: eine unkontrollierte Solarienbestrahlung, Heimbestrahlung oder Sonnenbaden ist weitaus "riskanter" als die Bestrahlung mit unseren Spezialstrahlern.
Die zahlreichen Warnungen von Hautärzten vor den Schäden zu reichlichen Sonnenbadens tragen Früchte. Die Zahl der Patienten mit Sonnenbrand scheint zurückzugehen. Häufig werden wir von Patientinnen gefragt, ob Bräunen auf der Sonnenbank eigentlich noch zu verantworten sei. Viele Sonnenstudios haben die Gefahr für ihr Geschäft durch das höhere Gesundheitsbewußtsein ihrer Kundschaft bemerkt. Sie werben (außer mit der Bräunungsmöglichkeit) auch mit den gesundheitlichen Wirkungen von Sonnenbädern: das Wohlbefinden steige, Kreislauf, Knochen, Immunabwehr und Zähne sollen vom Sonnenbaden profitieren...Was halten Ärzte von Sonnenstudios?
Gesundheitliche Vorteile durch Solarienbesuche können bei vernünftiger Nutzung durchaus bestehen. Neueste Forschungen zeigen, dass manche Menschen tatsächlich zu wenig Vitamin D haben; ein gelegentlicher Spaziergang in frischer Luft und eine ausgeglichene Ernährung reichen für manchen Büromenschen wohl nicht aus. Hier kann ein gelegentlicher Solariumbesuch sinnvoll sein. Die meisten Hautärzte haben keine Bedenken gegen gelegentliche Sonnenbäder im Solarium -solange langsam gebräunt wird und keine Rötung der Haut und kein Sonnenbrand entsteht. Gelegentlich wird von Hautärzten vorsichtiges Bräunen in den medizinischen UV-Kabinen oder im Sonnenstudio sogar empfohlen: zur Vorbeugung von Neurodermitis oder Sonnenallergie, zur Behandlung von Schuppenflechte und anderen Hautkrankheiten. Besser wirksam bei solchen medizinischen Problemen sind allerdings die UV-Strahler in den Hautarztpraxen. Auf keinen Fall ins Solarium gehören Kinder, da ihr Immunsystem und ihrer Hautzellen noch nicht ausgereift sind. Sehr hellhäutige Menschen und Menschen mit Pigmentstörungen ("Vitiligo") sollten vor jeder UV-Bestrahlung mit Ihrem Hautarzt sprechen. Andere Dermatologen sind strikt gegen die künstliche Solariumsonne. Sie argumentieren, daß die Harmlosigkeit der Solarien letztlich noch nicht bewiesen wurde. Zwar ist die Gefahr akuter Sonnenbrände in modernen Sonnenstudios geringer geworden, seit die älteren UVB-Strahler gegen fast reine UVA-Lampen getauscht wurden. "Leider" entsteht die ersehnte Bräunung unter UVA-Strahlern erheblich langsamer; die Gefahr chronischer Hautschäden und beschleunigter Hautalterung durch tief eindringende UVA-Wellen aber steigt. Ich rate eher zu kombinierten UVA/UVB-Strahlern: bei ihnen ist die Gefahr ungesunder Dauerbestrahlung geringer. Sie müssen persönlich entscheiden, ob Sie ein - wenn auch geringes - Risiko für einen braunen Teint tragen wollen.
Gut beführte Sonnenstudios wechseln die Röhren der Bestrahlungslampen regelmäßig, da sich sonst die Menge der abgegebenen UV-Strahlen unkontrollierbar verändert. Qualitätskontrollen von offizieller Seite existieren bisher nicht. Als Benutzer sollten Sie auf die Qualität der Beratung, auf Sauberkeit und Hygiene achten. Beim ersten Besuch muß zumindest nach Ihrem Hauttyp, Ihrer Vorbräunung und nach der Einnahme von Medikamenten gefragt werden - die Bestrahlungsdauer richtet sich danach. Geeignete Schutzbrillen müssen vorhanden sein. Abzulehnen sind Münzstudios, da hier oft Hygiene und Beratung zu kurz kommen. In gut geführten Sonnenstudios hängen gut sichtbar folgende Empfehlungen der Strahlenschutzkommission aus:
Bräunungscremes färben die oberen Hornschichten der Haut braun. Ihr wesentlicher Wirkstoff ist das Dihydroxyaceton (DHA) in Konzentrationen von 2-5 %. DHE ist ein künstlicher Zucker, der mit Eiweiß der obersten Hautzellen chemisch reagiert und die braun färbt. Selbstbräuner bieten keinerlei Sonnenschutz und haben außer dem Schönheitseffekt keine andere positive Wirkung, es sei denn, Sie benutzen einen Selbstbräuner mit eingearbeitetem Sonnenschutzmittel. Bräunungscremes sollten schnell, gleichmäßig und dünn auf die gereinigte Haut aufgetragen werden. Damit keine Streifen oder unregelmäßig Braunfärbungen entstehen, empfielt sich mehrfache, dünne Bräunung. Ideal ist ein leichtes Peeling vor der Anwendung. Waschen Sie danach die Hände, damit die Handinnenflächen nicht unnatürlich braun anfärben. Verhornte und behaarte Körperstellen benötigen weniger Creme. Auch Nach 2-3 Stunden sehen Sie die erste Wirkung, nach 4-6 Stunden ist die Bräunung abgeschlossen. Nach 3-5 Tagen schilfern die gebräunten Hautschichten ab, die Haut verblaßt wieder. Die Prozedur sollte jetzt wiederholt werden. Die Tönung wird bei hellem Teint meist zarter als bei dunklerem Hauttyp. Je dicker die Hornschicht, umso besser die Bräunung (Füsse, Knie und Ellbogen daher besonders dünn eincremen). Ein auffälliger Gelbton droht vor allem Frauen mit sehr dünner, blasser oder schlecht durchbluteter Haut. Manche Frauen benötigen mehrere Anwendungen, bevor ein Effekt sichtbar wird - andere reagieren überhaupt nicht. Da DHE die Haut austrocknet, sollte man nach dem Einziehen des Selbstbräuners die normale Tagescreme auftragen. Riecht eine Bräunungscreme sehr stechend, sollte man sie nicht mehr verwenden. Frisches DHE färbt Kleidung - vor allem Vorsicht bei Seide und Wolle. Zur Nachbräunung nach dem Urlaub ist Selbstbräunung weniger geeignet: die rascher schuppende Sonnenhaut färbt sich meist fleckig.
Bräunungspillen enthalten Beta-Carotin und führen meist zu einem eher orangebraunen oder gelb-braunen, unnatürlichen Farbton. Sie sind ungefährlich, überzeugen aber kosmetisch kaum.
Dringend abraten möchte ich davon, vor der Bestrahlung ein Medikament einzunehmen oder sich spritzen zu lassen, welches die Melanozyten zur Melaninproduktion anregen soll. Diese Methode wird seit ca. 2008 unter verschiedenen Namen in Deutschland - leider auch von einzelnen Hautärzten - angeboten. Diese Methoden sind meines Erachtens hochgefährlich und mit einem erheblichen Hautkrebsrisiko verbunden.
Mit all diesen Informationen sollte es Ihnen gelingen, in Zukunft noch viele sichere und schöne Tage in der Sonne zu genießen.
Ihre dermaPraxis Dr. H. Bresser, Peschelanger 11, 81735 München Tel 089-677977, www.drbresser.de